Staatsminister Hubert Aiwanger im Dialog mit Waldbauern und Jägern
Aufruf zur Zusammenarbeit von Waldbauern und Jägern –  Waldbegehung in Stumpfreuth und Gebersdorf

Bericht in der LZ von Martin Haltmayer

Der stv. Ministerpräsident Hubert Aiwanger (FW), selbst Jäger und Waldbauer hat für einen stärkeren Dialog zwischen Waldbauern und Jäger geworben, um die Verbissschäden zu minimieren und damit  mit der notwendigen Verjüngung der Wälder in Einklang zu bringen.  Mit Vertretern der Waldbauern, der Jägerschaft und der Forstverwaltung streifte der für die Jagd zuständige Minister durch die Wälder bei Stumpfreuth und Oberroning-Gebersdorf

Der Vorsitzende der Waldbesitzervereinigung Schierling, der Landwirt und Jäger Georg Blümel aus Stumpfreuth, hatte den Minister sowie die geladenen Gäste begrüßt. Georg Blümel verwies darauf, dass er mit 75 Hektar Wald und 75 Hektar landwirtschaftliche Nutzfläche angrenzend an seine Hofstelle über ein Eigenjagdrevier als passionierter Jäger verfügt. Man wolle heute mit dem Minister in den Wald hineingehen und Tannennaturverjüngungen vor Ort anschauen und dabei
auch die Problematiken zwischen den Waldbauern und der Jägerschaft besprechen.
Seine Jagdstrategie lautet: „Die Mai-Jagd ist eine Wald-Jagd, die Anpflanzungen brauchen einen Hochsitz und keinen Zaun und nach Weihnachten sollte Ruhe bei der Bejagung einkehren!“ Da wir in diesem Jahr 2024 einen sehr frühen Vegetationsbeginn haben, müssten wir schon vorgezogen auf den 1. April im Wald mit der Jagd anfangen. Dies vor allem auf den Verjüngungsflächen und bei den Anpflanzungen, was sicherlich bei uns mit vielen hohen Naturverjüngungen nicht einfach ist.
Der Vorsitzende der Waldbauernvereinigung Landshut Ludwig Huber aus Ergolding gab zu bedenken, dass ein zu hoher Rehwildbestand für die Waldbauern eine Einzäunung der Anpflanzungen erforderlich mache, was Zaunkosten bei einem Hektar Waldfläche von 6000 Euro bedeuten würde, um diesen Verbissschäden vorzubeugen. Dazu kommen Pflanz- und Pflegekosten in mindestens der gleichen Höhe. Diese könnten bei einer bedarfsgerechten Bejagung eingespart werden. Durch Verbissschäden an Tanne, Buche usw. werden diese von den Fichten überwachsen. Diese Entmischung des Waldes gelte es zu vermeiden, denn ein reiner Fichtenbestand würde die Problematik unserer Wälder deutlich vergrößern.
Angepasste Wildbestände, so Ludwig Huber, hätten zudem Vorteile für das Rehwild selbst,  sprich weniger Krankheiten und Parasiten, weniger Fallwild und damit weniger Kaskoschäden. Der Naturhaushalt profitiert durch größere Artenvielfalt, verbessert die Einstände und den Wasserrückhalt.  Huber ist dafür, dass in grünen Revieren kein Abschussplan gelten soll, sondern man sich an den örtlichen Erforderlichkeiten orientieren soll. Zudem sollte das Vegetationsgutachten nicht geändert werden, da Schattenbaumarten auch schon bei wenig Licht wachsen würden. Der Jagdbeginn sollte wegen des frühen Vegetationsbeginns auf den 1. April vorverlegt werden und dafür eine Jagdpause im Sommer, die dann Jagdgenossenschaften und Jäger selber regeln, eingelegt werden. Die Bockjagd sollte bis zum 15. Januar gehen, ein körperlicher Nachweis sollte bei zu viel Fallwild und Verbiss eingefordert werden und zudem sollte eine jährliche Wildschadensmeldung gelten.
Der erste Weg führte zum  Standort der sogenannten Kalendertanne, der drittgrößten Tanne im Landkreis Kelheim, die leider im letzten Jahr abgestorben ist. Georg Blümel zeigte den Besuchern die umfangreichen Tannenverjüngungen, welche auch ohne Schutzmaßnahmen nur wenig Verbiss aufwiesen.
Staatsminister Hubert Aiwanger bedankte sich für die Gesprächsrunde und sagte: „So muss es sein, dass man mit den Praktikern, den Verantwortlichen, Jägern und Waldbesitzern vor Ort die Sache am lebenden Objekt anschaut. Denn dadurch erspare man sich so manchen Streitereien. Wir müssen mit der ganzen Jagdstrategie zu einem jährlichen Waldbegang und revierweisen Gutachten kommen. Deshalb sei es richtig, dass man gemeinsam rausgeht. Angesprochen von einem der Teilnehmer auf das Thema Licht im Wald, erklärte Aiwanger, dass das Thema Licht im Wald zu wenig Beachtung findet. Daraus folgerte er: „Wir müssen Jagd und Waldbau gemeinsam mit dem Ziel einer optimalen Naturverjüngung gestalten und in einer Verantwortungsgemeinschaft sehen!“  Im jetzigen System des Verbissgutachtens sei es so, dass der derjenige die besten Werte aufweise, der dunkle Fichtenwälder habe. Dies hat zur Folge, dass darin nichts wächst und so entstehe auch kein Verbiss, folgerte der Minister. Dies sei aber der falsche Ansatz, denn mehr Licht im Wald bedeutet auch mehr Verbissschäden. Daher müssen wir richtige Jagd und richtigen Waldbau gemeinsam vor Ort in eine Verantwortungsgemeinschaft bringen und dazu sei eine Jagd ohne Abschussplan mindestens in den grünen Gebieten der richtige Weg.  Dazu werde Aiwanger auch entsprechende Gespräche mit den zuständigen Stellen führen. Die Lösung würde daher für ihn lauten: „Regelbejagung auf Antrag der Jagdgenossenschaft wahrscheinlich unter der Auflage jährlicher Waldbegang und revierweise Aussage!“ Dann geht man raus, wie heute und schaut sich das vor Ort an. Er sei schon überzeugt, dass man mit dem Thema bessere Durchforstung und mehr Licht in die Bestände bringt und damit mehrere Fliegen mit einer Klappe schlagen kann. Eine Absage erteilte Aiwanger der sich derzeit breit machenden Waldbewirtschaftungsideologie, die darauf abzielt, die Wälder nicht mehr anzurühren. Er halte diesen Ansatz für falsch, „denn bewirtschaftete Wälder sind gesünder, grüner und zudem ökologischer! Wälder stillzulegen, sei wie Schädlinge zu züchten!“ Die Wälder sind mit 470 Festmeter pro Hektar im Kleinprivatwald seiner Ansicht nach deutlich unternutzt. Dieser Wert sollte um gut 100 Festmeter runter, damit wächst an die verbliebenen Bäume mehr ran. Dadurch werden die Wälder stabiler und es kommt mehr Licht rein und damit sind wichtige Voraussetzungen für eine funktionierende Naturverjüngung geschaffen. Jetzt muss der Jäger ins Spiel kommen, dass man die Naturverjüngung behält und weiterführen kann. Damit, so Aiwanger, würde man aus der Schuld-Debatte mit den Schuldzuweisungen rauskommen: „Der Jäger ist schuld, weil zu viele Rehe da sind bzw. der Waldbauer bewirtschaftet seinen Wald nicht richtig!“ Mit einem Seitenhieb auf die Radikaltierschützer meinte Aiwanger, dass uns das Argument noch helfen wird, dass wir mit einer guten Jagd auch unsere Wälder stabilisieren können. Den debattierten Zuschuss für Waldstillegungen von 200 Euro pro Hektar und Jahr hält Aiwanger für fatal, weil dadurch schrittweise der Wald destabilisiert, die Holznutzung und wohl auch die Jagd in Frage gestellt werden wird. Daher appelliere er an eine gute Zusammenarbeit zwischen Waldbauern und Jäger um unsere Wälder auf die Höhe und in einen guten Zustand zu bringen.
Nach einem kurzen Imbiss ging es weiter in den Wald der Jagdgenossenschaft Oberroning. Dort  konnte nach einer starken Durchforstung, angeregt und ausgezeichnet durch Revierförster Rieger, eine Fichte/Buche Naturverjüngung besichtigt werden. Der Waldbesitzer Josef Karl aus Gebersdorf betonte, dass nach der Auszeichnung sehr viele Bäume rot markiert waren die es zu entnehmen galt. Nach der starken Altdurchforstung kam sehr viel Licht auf dem Boden und die Naturverjüngung begann zu sprudeln. Christian Kleiner, AELF Abensberg-Landshut, erklärte die Wichtigkeit der Verbissaufnahmen von Schalenwild. Er zeigte eine Karte vom Landkreis Landshut in der die einzelnen Hegeringe in Farben von grün bis rot dargestellt sind. Die Verbisssituation hat sich Süden des Landkreises Landshut in den letzten 15 Jahren verbessert, während die Lage im Norden schlechter wurde. Der Forderung der Waldbesitzervereinigungen die Jagdzeiten von Böcke und Schmaltiere im Wald generell um einen Monat vorzuziehen, erteilte der Jagdminister eine klare Absage. Wir haben die Möglichkeit in Brennpunkten um die Jungkulturen/Naturverjüngungen, Ausnahmen ab den 1. April  beim Landratsamt mit entsprechender Begründung zu bekommen. Er erklärte eindringlich an die Jägerschaft, dass der Rehabschuss vollständig im Herbst getätigt werden soll und ab Weihnachten sollte Ruhe einkehren. Wir haben bereits eine Schusszeit bis 15. Januar, in der berufstätige Jäger ihren Weihnachtsurlaub noch ausnutzen können. Im Winter braucht das Wild drei Monate Ruhezeit und im April/Mai ist die Setzzeit der Kitze,  wo die Jagdruhe für die Geißen wichtig ist. Auch der große Jagddruck auf Schwarzwild (Wildschweine), um die Schäden auf der Feldflur zu verringern, bringt Unruhe für das Rehwild mit sich. Alois Wolferstetter erklärte, dass wir mit den heutigen modernen, zugelassenen Techniken das Wild wesentlich besser Ansprechen können und dies zu mehr Sicherheit beiträgt.

Bild 1
Jagdminister Hubert Aiwanger mit den Teilnehmern der Waldbegehung

Bild 2
Minister Hubert Aiwanger im Dialog  mit den beiden Waldbesitzervereinigungsvorsitzenden Ludwig Huber und Georg Blümel, MdL Tobias Beck und Christian Kleiner vom AELF Abensberg-Landshut
Bilder: Martin Haltmayer